Neben der musikalischen Unabhängigkeit wollten viele Indie-Bands unabhängig von Plattenverträgen und den Zwängen der Musik-Industrie sein. Dazu gehörte, dass man seine Songs selbst schrieb, selbst einspielte und abmischte und selbst vertrieb. Oftmals wird Indie-Musik deshalb oft als Garage-Rock oder DIY-Rock bezeichnet. Es bildeten sich in den 80er- und 90er-Jahren viele Independent-Labels, die sich der neuen Bands annahmen, aber neue Wege im Vertrieb gehen wollten. Den Musikern ging es darum, so viel Eigenverantwortung und Mitspracherecht wie möglich zu haben. Kommerzielle Interessen blieben dabei zunächst außen vor. Wie schon die Punkbewegung wenig Wert auf die Außenwirkung legte, sahen (und sehen) viele Indie-Bands keinen Sinn darin, gefallen zu müssen.
Virgin Records startete als Plattenladen
Die Bands merkten bald, dass sie zwar unabhängig bei der Musik sein konnten und sich deshalb nicht in Genres einordnen wollten. Die Produktion und der Vertrieb der Musik waren aber eine andere Herausforderung. Die neuen Indie-Labels hingegen erkannten, dass hier eine Nische mit Potenzial entstand. So wie heute Investoren auf Einhörner in der Start-up-Szene hoffen, wohl wissend, dass die meisten Firmen wieder verschwinden, erhofften sich die Labels einen großen Star. Eine der heute noch bekannten Plattenfirmen aus dieser Zeit ist Virgin Records des Multimillionärs Richard Branson. Die Firma hatte bereits in den 70er-Jahren angefangen, unbekannte und unbequeme Bands, darunter die Sex Pistols und später die Smashing Pumpkins, unter Vertrag zu nehmen. Der Name beruhte auf der Erkenntnis, jungfräulich an die Unternehmung herangegangen zu sein. Virgin wurde später an EMI verkauft, ein Schicksal, dem viele anderen Labels zum Opfer fielen.
Letztlich sind Labels und Bands der Indie-Szene eine Symbiose eingegangen, von der beide profitieren. Eines der bekanntesten deutschen Indie-Labels ist Tapete Records, die unter anderem Bernd Begemann und Rocko Schamoni unter Vertrag haben. Ein anderes, seit 1990 existierendes deutsches Indie-Label ist Karaoke Kalk aus Köln.
Nahezu perfekte Symbiose
Die unabhängigen Plattenfirmen sehen sich immer dem Risiko ausgesetzt, Künstler aufzubauen und dann an die großen Konzerne zu verlieren. Sie bieten ihren Musikern andere Konditionen, zum Beispiel weniger Vorkasse, weniger Einmischung in künstlerische Belange, geringe Studiokosten und manchmal sogar geringere Anteile der Künstler am Gewinn. Dafür aber nehmen sie Bands unter Vertrag, die sonst niemanden als Vertretung finden. Manche Firmen bieten ein Profit-Sharing an. Die geringeren Kosten ermöglichen es den kleinen Unternehmungen, bei eher geringen Plattenverkäufen unabhängig sein.
Leave a Comment